Gerechnet haben sie nicht damit, dafür war die Freude umso größer: Acht Aachener Nachwuchs-Piloten haben den Spitzenplatz bei den Junioren in der Segelflug-Bundesliga 2023 erflogen und sich damit den Meistertitel gesichert. Zum Ende der insgesamt 17 Wertungsrunden konnte sich das junge Team im Feld der 25 Bundesliga-Vereine an die Spitze der Tabelle schieben – zu ihrer eigenen Überraschung: “Wir haben garnicht damit gerechnet die Junioren-Bundesliga zu gewinnen“, freut sich Team-Sprecher Max Klomp. „Als dann irgendwann die letzte Runde näher rückte, haben wir gesehen: Wenn wir uns alle nochmal reinhängen, können wir das Ding nach Hause holen. Das haben wir geschafft und wir haben uns tierisch gefreut. Wir haben viele Glückwünsche und viel Support von allen Seiten erhalten.“
Offizielle Preisverleihung beim Segelfliegertag 2023
Für die acht steht selbstverständlich fest, dass sie im nächsten Jahr wieder antreten werden, um ihren Titel zu verteidigen. Davor kommt aber erst einmal die offizielle Preisverleihung. Die wird am 4. November 2023 beim 80. Deutschen Segelfliegertag in Freudenstadt stattfinden.
Das hat den Flieger-Nachwuchs natürlich nicht davon abgehalten, vorher schon einmal kräftig zu feiern: In der Halle des Segelfluggeländes Düren-
Hürtgenwald organisierte das Team Ende September ein Fly-In, zu dem Fliegerfreunde aus ganz Deutschland auf dem Eifelflugplatz landeten. Bis in
den Morgen tanzten rund 200 Gäste bei Grillwürstchen und Bier zur Musik von DJ Majido.
Das Gewinner-Team
Die acht Piloten des Aachener Teams sind zwischen 18 und 25 Jahre alt. Für ihre Wertungsflüge nutzten sie überwiegend die Leistungssegler ihrer Fliegerclubs, dem Luftsportverein Aachen (LVA), der Flugwissenschaftlichen Vereinigung Aachen (FVA), der Segelfluggruppe Nordstern und dem Luftsportverein Düren-Hürtgenwald. Diese haben sich zur Förderung des Leistungssegelfluges vor einigen Jahren zum Segelflugzentrum Aachen (SFZ) zusammengeschlossen. Seitdem wurden von Piloten des SFZ teilweise über 100.000 Kilometer in einer Saison geflogen.
Hintergrund: Segelflug-Bundesliga?
Bei der Bundesliga im Segelflug geht es fast so zu wie in der Fußball-Bundesliga, nicht ganz so populär, dafür luftiger und mindestens genauso anspruchsvoll: An insgesamt 17 Wochenenden zwischen Ende April und August müssen die Piloten in einem vorgegebenen Zeitfenster von jeweils zwei Stunden möglichst schnell möglichst viele Streckenkilometer erfliegen – und das ohne Motor. Außer beim Schlepp per Motorflugzeug zu Beginn des Fluges müssen die Piloten
immer wieder Aufwinde suchen (Thermik), um Höhe zu gewinnen und weiter fliegen zu können – und um am Ende wieder den Heimatflugplatz zu erreichen. Bei ihren Flügen legen sie oft Strecken von mehreren hundert Kilometern am Tag zurück. Von Aachen aus geht es hierfür häufig in die Eifel, ins Sauerland oder in den Westerwald.
Die Bundesliga wird dezentral ausgetragen. Die Piloten starten in der Regel von ihrem Heimatflugplatz. Die geflogenen Strecken und Zeiten werden von einem sogenannten Logger aufgezeichnet, der die GPS-Daten des Segelflugzeuges fälschungssicher speichert, also alle relevanten Parameter wie Ort, Höhe, Geschwindigkeit. Nach der Landung werden diese online Daten an den Ausrichter der Bundesliga WeGlide gesandt, die bedeutendste Plattform für Segelflug-
wettbewerbe. Je nach Typ können moderne Segelflugzeuge aus gleicher Höhe sehr unterschiedlich weit gleiten. Um Chancengleichheit zu wahren, wird deshalb bei der Auswertung diese unterschiedliche Leistungsfähigkeit über ein Index-Punktesystem berücksichtigt.
Teilnehmen dürfen Piloten aus insgesamt 25 Vereinen, die sich für die Bundesliga qualifiziert haben. Jede Saison steigen jeweils die fünf letzten Vereine der Tabelle in die 2. Bundesliga ab, die fünf Top-Teams der 2. Bundesliga steigen auf.
Übrigens: In der Senioren-Bundesliga ist Aachen ebenfalls vertreten. 2022 erreichten die Teilnehmer den zweiten Platz in der Rangliste, in diesem Jahr allerdings schafften sie so eben den Klassenerhalt.
Der Link zu den Ergebnissen der Junioren-Bundesliga 2023 ist hier zu finden. Den Link zu den einzelnen Bundesliga Regeln gibt es hier.
Text: Martin Herzog
Fotos: Stefan Johnen (1), Sylvia Carola Schuster (2)